Psychische Flexibilität


Wir sprechen oft davon, dass unsere Welt so komplex geworden ist. Die Anforderungen an die Menschen sind hoch und lösen Stress aus.

Da heißt es gerne, wir müssten uns einfach nur ein wenig flexibel anpassen.

Und sicher haben Sie auch schon festgestellt: Das ist leichter gesagt als getan.


In der Psychologie und auch im Ayurveda gibt es in der Tat ein Konzept der psychischen Flexibilität.

Eine Therapie, die sich damit beschäftigt, ist die Acceptance Commitment Therapie, die von Steven C. Hayes mitbegründet wurde.

Sie ist ein wichtiger Bestandteil auch meiner Arbeit und in zahlreichen Studien auf ihre Wirksamkeit überprüft worden.


Was ist nun psychische Flexibilität?

Psychische Flexibilität ist die Fähigkeit zum vollständigen Kontakt bewusster menschlicher Wesen zum gegenwärtigen Augenblick ohne Abwehr und Vermeidung.

Steven C. Hayes

Wenn wir diese Aussage aufdröseln, sehen wir folgendes:

Die Fähigkeit zum vollständigen Kontakt meint, dass wir in Beziehung treten zu dem, was uns bedrückt. Nun wollen wir uns nicht heillos in unsere leidvolle Situation verstricken, denn diese schmerzhafte Erfahrung haben wir ja schon gemacht. In Beziehung zu treten bedeutet, dass wir uns die Situation anschauen, ihr gegenüber treten und sie nicht vermeiden.

Was heißt nun "bewusster menschlicher Wesen"?

Das klingt zunächst seltsam. Psychisch flexibel zu sein bedeutet, bewusst da zu sein. Vielleicht wenden Sie nun ein, dass Sie, wenn sie anwesend sind, immer bewusst da sind.

Ich mag dagegen halten. 

Was haben Sie heute morgen beim Zähneputzen gedacht?

Wenn Sie mit jemandem zusammenleben: Was hat die Person heute morgen als Kleidung getragen? Beschreiben Sie sie ganz genau. 

Zählen Sie ganz genau und in der richtigen Reihenfolge auf, was Sie bis jetzt alles gemacht haben.

Wir können gar nicht immer ganz bewusst im Moment sein. Es geht im Sinne der psychischen Flexibilität darum, es so oft wie möglich zu sein.

Damit ist auch der gegenwärtige Augenblick erklärt. Er meint das berühmte Hier und Jetzt - präsent zu sein. Weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft können wir Dinge ändern. Veränderungen und Weichenstellungen für die Zukunft finden nur in der Gegenwart statt.

Ohne Abwehr und Vermeidung sind wir, wenn wir akzeptieren, dass es momentan so ist wie es ist. Und Achtung: Das ist nicht dasselbe wie "gut finden". Es heißt nur, dass wir die Realität zunächst anerkennen, würdigen und dann darüber nachdenken, was wir ändern mögen.




Warum ist psychische Flexibilität so wichtig?


Man könnte natürlich auf dem Standpunkt stehen, dass es egal ist, was die Umwelt will, wir haben unsere Meinung, unsere Ansichten, unsere Verhaltensweisen und fertig.

Klar, kann man so machen. Solange man im Einklang mit der Umwelt lebt, wird es da vermutlich keine Probleme geben.

Da ist aber auch keine psychische Flexibilität gefordert. Wenn alles glatt läuft, brauchen wir nicht flexibel zu sein.


Psychische Flexibilität ist gefragt,

  • wenn zwischen unseren Gedanken, Gefühlen, Überzeugungen, Verhaltensweisen und dem, was unsere Umwelt will, eine Diskrepanz liegt.
  • wenn wir eine Ist-Soll-Diskrepanz feststellen. Wir haben besonders dann ein Störgefühl, wenn unsere Ist-Situation sehr weit weg ist von dem, wie wir es gerne hätten.

Machen wir uns nichts vor, irgendwann gibt es immer einen Punkt im Leben, an dem es nicht so läuft, wie wir es gerne hätten. Das nervt uns. Wir leiden.

Es gibt zwei große Möglichkeiten damit umzugehen. 

Bestimmt gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, aber wir wollen bei den zwei großen Herangehensweisen bleiben.

Die eine Möglichkeit ist, sich darüber aufzuregen, dass die Welt nicht so ist, wie wir sie gerne hätten.

Die andere Möglichkeit ist, zu akzeptieren, dass die Welt nicht so ist, wie wir sie gerne hätten und gleichzeitig zu akzeptieren, dass uns das unfassbar nervt.


Manchmal können wir Dinge korrigieren, z. B. indem wir unser Verhalten ändern. 

Manchmal können wir Dinge nicht korrigieren, weil sie nicht in unserer Hand liegen. 

Manchmal machen wir uns einen riesigen Kopf um Sachen, die objektiv betrachtet nicht so schlimm sind oder keine Auswirkungen haben.

Im Leben geht es darum, die Dinge, die wir ändern können, zu finden und zu ändern. 

So können wir selbstwirksam handeln und Lösungen finden, die unser Leben verbessern.

Informieren Sie sich hierzu gerne über meine Beratungsangebote!
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