Du kennst bestimmt folgende Situation:
Es ist Prüfungstag. Lampenfieber in da house.
Du hast die entscheidende mündliche Prüfung vor dir. Du hast gelernt wie blöd, konntest die halbe Nacht nicht schlafen, hast deinen Kaffee oder Tee morgens kaum runtergekriegt – von Essen ganz zu schweigen – und machst dich auf den Weg zur Prüfung. Und während du, lass uns sagen, in der S-Bahn sitzt, hast du dieses komische Gefühl in der Magengegend als ob eine Horde Schmetterlinge in deinem Bauch herumfliegt.
Was denkst du?
Wenn du so tickst wie die Mehrheit der Menschheit auf diesem Planeten, wirst du bei dem Gefühl in der Magengegend vermutlich denken: Oh, ich bin so nervös! Stimmt? Stimmt. Nervosität oder in deinem Fall Lampenfieber genannt. Und am liebsten würdest du wieder nach Hause fahren, dich unter deiner Bettdecke verstecken und den ganzen Tag nicht mehr zum Vorschein kommen.
Hast du dich schon mal gefragt, warum du dieses Gefühl hast? Ich meine, was in deinem Körper passiert, dass du so fühlst?
Es ist ganz einfach. Das Blut aus deinem Magen wandert in deinen Blutkreislauf. Die einfache Erklärung dafür ist, dass in stressigen Situationen – und, hey, du bist auf dem Weg zur Prüfung, das ist Stress – der Teil der Stressachse aktiviert wird, der Sympathikusachse genannt wird. Der Sympathikus sorgt dafür, dass wir im Notfall, wenn unser Leben in Gefahr ist, flüchten oder kämpfen können. Dafür wird unter anderem das Blut für die Muskelversorgung benötigt. Verdauung ist nicht so wichtig, wenn wir gerade um unser Leben rennen. Deshalb wird das Blut aus dem Magen abgezogen – das erklärt die Schmetterlinge. Außerdem wird jede Menge Adrenalin und mit Verzögerung auch Cortisol ausgeschüttet. Das führt leider dazu, dass wir den Fokus verlieren und nicht mehr so gut nachdenken können. Ein allgemeines Problem in Prüfungen.
Du bist auf der Kirmes und sitzt in der Achterbahn. Drei Loopings und zwei Mal freier Fall inklusive.
Was denkst du?
Vermutlich denkst du etwas wie: Gleich geht es los, ich bin so aufgeregt! Ich kann es kaum erwarten! (Nehmen wir an, du bist nicht wie ich, sondern liebst Achterbahnfahrten.) Du freust dich auf die Fahrt.
Und während du da so wartend sitzt, breitet sich dieses Gefühl in der Magengegend wieder aus. Die Schmetterlinge sind wieder da.
Aber Moment mal. Merkst du etwas?
Du hast dieselben Gefühle in deinem Körper, egal, ob du mit einer Situation konfrontiert bist, die du lieber vermeiden würdest oder mit einer, auf die du dich freust.
Es gibt allerdings einen kleinen Unterschied. Im Normalfall schüttet dein Körper in der Achterbahnsituation nicht so viel Cortisol aus, dass du den Fokus verlierst und nicht mehr nachdenken kannst.
Ok, du wirst jetzt vermutlich fragen, warum du nachdenken solltest, während du auf einer wilden Fahrt in der Achterbahn bist. Geschenkt.
Aber was wäre denn, wenn du dir diesen Mechanismus in Prüfungssituationen oder bei all jenen Gelegenheiten, die du lieber vermeiden würdest, weil sie dir sehr viel Stress bzw. Angst machen, anwenden würdest?
Du kannst den Mechanismus, der Nervosität zugrunde liegt für dich nutzen.
Ob du es glaubst oder nicht, es funktioniert.
Probiere es aus.
Ich habe mir das nicht selbst ausgedacht. Das haben die Nerds in Harvard in Studien herausgefunden.
Wenn du das nächste Mal in einer prüfungsähnlichen Situation bist – mündliche Prüfung, Präsentation vor Vorgesetzten, Speech usw. –
sagst du dir statt „Ich bin so nervös, ich kann kaum denken!“, einfach „Ich bin so aufgeregt, ich kann es kaum erwarten!“. Denn das ist das, was du bist - aufgeregt.
Mit diesem kleinen Trick kannst du dein Gehirn fast austricksen.
Ich schreibe fast, denn wissenschaftlich gesehen kann man das Gehirn nicht mithilfe des Gehirns austricksen.
Andererseits kannst du aber auch nicht zwei Gedanken gleichzeitig denken.
Wenn du dich für den "aufgeregt"-Gedanken entscheidest, wirst du weniger Stresshormone ausschütten.
Das wird dazu führen, dass du in der Situation die Nerven behältst, also den Fokus und die Denkfähigkeit.
Und damit kannst du selbst deine Leistungsfähigkeit erhöhen.
Photo: Erwan Hesry, Unsplash und Virginia Johnson, Unsplash (Rollercoaster)